One-Handed-Catch nicht mit physikalischen Gesetzen zu erklären?

Im Spiel der Oakland Raiders bei den Miami Dolphins packt DeVante Parker einen starken One-Hand-Catch aus. Kommentar dazu: „Mit Physik ist diese Completion (…) nicht zu erklären.“ @ransport @coachesume @icke41 @tobbi_81 Wirklich nicht? Leider doch! Ich weiß, diese Emotionen und Sensations-„Masche“ weckt Aufmerksamkeit, aber als Wissenschaftler kann ich nicht widerstehen. Ich hab selber nie Football im Verein gespielt und nicht oft den Football gefangen, aber wenn der Ball gut kommt fängt mal als durchschnittlicher Fänger schonmal 5 von 10 One-Hander. Wie? Schaut euch die Physik an und macht sie euch zu Nutze!

Da es von OBJs Catch mehr und bessere Bilder gibt, erläutere ich es euch anhand dieses Beispiels. Es gibt zwei Faktoren, die entscheidend für einen One-Handed-Catch sind. Tatsächlich gibt es mehr, jedoch sind diese nicht so zwingend erforderlich.

  1. Die Flugkurve des Balls
  2. Die Bewegung der Hand beim Kontakt

Und hier müssen optimale Bedingungen herrschen, damit der One-Hander klappt. Dies ist aber keine Seltenheit und leichter als man denkt, wenn der Ball richtig kommt. Zunächst einmal kann ich den Ball nur an dem Punkt fangen, an dem die Bewegung der Hand in dieselbe Richtung geht, wie der Ball.
In Abb. 1 sind die „optimierten“ Kreisbahnen der Flugkurve und der Armbewegung zu sehen. An dem Punkt, an dem sie übereinanderliegen zeigen die Bewegungsvektoren beider Objekte in dieselbe Richtung, d.h. der Radius der Flugkurve und der Radius der Armbewegung sind genau übereinander und der Ball fliegt genau im rechten Winkel an OBJs Arm vorbei (Abb. 2). Dies ist der Punkt, an dem OBJ den Ball fangen muss, was er genau tut. Dazu muss der Schwerpunkt des Balls in seine Hand fliegen und darf nicht daran vorbeilaufen! Denn dann würde der Ball entweder über die Fingerspitzen hinweg oder Richtung Handgelenk nach unten kippen. Zweiter Fall ist unter Umständen zu kompensieren, ersterer kaum, wobei OBJ am ersten Kontaktpunkt den Arm angewinkelt hat, sodass er durch eine Ellenbogenstreckung (Abb. 2) den Radius des Arms virtuell vergrößert und so die Raumbahnen länger harmonisch verlaufen, sodass die Kontaktdauer länger ist und der Ball die Geschwindigkeit der Hand annimmt.

Abb. 1: Optimierte Kreisbahnen der Flugkurve des Balls und OBJs Arm.
Abb. 2: OBJs Fangtechnik. Quelle: Youtube

Das führt zu Punkt zwei: Die Bewegung der Hand. Unterscheidet sich die Geschwindigkeit des Balls zu stark von der der Hand, dotzt der Ball weg oder rutscht weiter (Stichwort Haftreibung). OBJ schafft es, und man sieht es im Video auch, nach dem Kontakt dem Ball insoweit nachzugeben und den Ball „langsam“ aufzunehmen („anzusaugen“), sodass die Relativgeschwindigkeit beider Objekte zueinander möglichst gering ist. Das ermöglicht es, den Grip zu entwickeln und den Ball zu kontrollieren. Seine Laufgeschwindigkeit und der Absprung tragen auch zu dieser virtuellen Verlängerung bei.

Leichter ist es natürlich, wenn der Spiral stabil und dadurch der Kontakt vorhersehbar ist. Flattert der Ball, ist es reine Glückssache. Handschuhe geben besseren Grip, und, und, und.

OBJ hat es im Interview sogar gesagt: Das wichtigste an dem Catch war der perfekte Pass von Eli (um nicht zu sagen: zufällig perfekte Flugkurve des Passes), weil er genau SO kommt, wie er kommt und nicht anders. Etwas länger und OBJ kommt nicht dran, etwas kürzer und OBJ kann aus anatomischen Gründen den Ball nicht „ansaugen“, etwas flacher und der Schwerpunkt des Balls läuft an der Hand vorbei.

Nichtsdestotrotz ist es durch die Spielsituation, die Distanz des Passes, den Sprung mit voller Extension und dem resultierenden Touchdown einer der, wenn nicht sogar der, Greatest Catch Ever. Ähnlich auch, und deswegen leider auch mit Physik zu erklären, der Catch von DeVante Parker.

Abb. 3: Parkers One-Handed-Catch im Spiel OAK – MIA. Quelle: Youtube

OBJs Vorteil: „The result of the play is a touchdown!“